Schietwetter oder Nudelsuppe

Letztens bei einer Familienfeier: Ein großes „Hallo“, weil man sich ewig nicht gesehen hat. Ein großes Wundern, dass die Kinder bereits so groß geworden sind und man selber wieder älter. Ein liebevoll gemeinter Schulterrempler erreichte mich in der Abschiedsszene. „Nudelsuppe!“, rief es mit männlicher Stimme.

Nun, wir hatten gerade ausreichend gegessen, in einem Restaurant, in einem sehr guten Restaurant und weitaus spannendere Gerichte als Nudelsuppe. Kurzes Wundern meinerseits. Es stellte sich heraus, dass der Mann meiner Cousine mütterlicherseits in den weiten Bahnen des www meinen Blog entdeckt hat. Und nur just auf die Frage geantwortet hat, was in meiner Sammlung fehlte. Bis heute.

Suppe mit Gemüseeinlage und ich, das sind noch nicht so lange beste Freunde. Es gab Zeiten, da mußte ich ziemlich lange am Essentisch mit einem Teller vor mir sitzen. Ich will jetzt nicht die Erziehungsmethoden meiner Familie offenbaren, nur so viel dazu: An Suppentagen habe ich mit meinem Mittagsessen hart gekämpft.

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Zeiten ändern sich zum Glück und damit auch die Geschmäcker. Irgendwie mochte ich den Geschmack von süßlicher, gekochter Möhre mit Lauch nicht. Irgendwann entdeckte ich, dass pürierte Suppen gar nicht so schlecht schmecken. Und irgendwo kochte ich dann meine erste eigene Suppe.

Ein Tag wie dieser schreit geradezu Nudelsuppe in Bindfäden vom Himmel. Ich bin gespannt, ob es in diesem Jahr noch so etwas wie Frühling geben wird. Es regnet seit zwei Tagen ununterbrochen und ich brauche etwas, was die Seele wärmt und nicht so auf die Hüfte schlägt, wie eine Tafel Schokolade, die jetzt dringend nötig wäre.

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Also gibt es jetzt hier mein Hausrezept für

Buchstabensuppe (2 Personen)

1 große Gemüsezwiebel

2 Karotten

1 Stück Knollensellerie

1 Stange Porree

1 Lauchzwiebel

Salz, Pfeffer

2 Lorbeerblätter

Petersilie, Schnittlauch

50 gr. kleine Nudeln (bei mir Buchstabennudeln)

1 Liter Wasser

etwas Rotwein

Olivenöl

In einem hohen Topf etwas Olivenöl erhitzen. Die Zwiebel und der Mitte durchschneiden und mit Schale auf die Schnittfläche in den Topf geben. Gut braun werden lassen und mit dem Schluck Weiss- oder Rotwein ablöschen. Kleingehackte Möhren hinzugeben und anschwitzen lassen. Mit dem Wasser ablöschen. Nun geschnittenen Porree, Lauch und Sellerie hinzugeben mit Salz und Pfeffer würzen. Lorbeerblätter dazugeben, kräftig aufkochen lassen und etwas einreduzieren.

Ich koche die Nudeln immer mit, auch wenn dadurch etwas mehr Stärke in die Brühe kommt. Also Nudeln kurz vor knapp hinzugeben (meine brauchten 7 Minuten).

Nochmals abschmecken. Kräuter hinzugeben und genießen.

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Ich freue mich schon auf Anregungen zum nächsten Geburtstag. 🙂

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Apfelgalette oder die Kunst, Dinge zu verpacken!

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Heute hatte ich ein nettes Gespräch mit einer sehr agilen Frau. Ich betone, agil, denn sie hat jede Menge gesundheitliche Einschränkungen im Alltag, die insgesamt nur schwer zu händeln sind. Sehr erfahren ist sie, schon viel durchgemacht hat sie, schon viel gearbeitet hat sie und zwei Kinder allein durchgebracht hat sie. Kinder, von denen ich denke, dass sie von Herzen gut sind und alles für ihre Mutter tun würden. Weil sie dankbar sind.

Diese Frau spricht die deutsche Sprache nicht fließend. Ich spreche ihre Sprache auch nicht, deshalb kommunizieren wir über den gleichen Humor, ein herzliches Lachen und die deutschen Worte, die sie gelernt hat und in ihrer Bedeutung gerne richtig zuordnen möchte. So geschehen heute. Ich traf sie mit ihrer Tochter vor der Haustür. Nun ist ihre Tochter eine sehr gute Freundin von mir und wir nutzen jede Gelegenheit, die es uns im Alltag möglich ist, kurz denselben Alltag zu vergessen. Ich lud die beiden Damen auf einen schnellen Kaffee in mein Büro.

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Wir sprachen über Yoga, gesunde Ernährung, eine viel zu überteuerte Küchenmaschine und deutsche Kochbücher. Dazu gab es einen schnellen Kaffee und ein Stück Apfelgalette.

„Ein Stück Waaaaas?“, fragte die agile Dame. Ich versuchte das kurz zu erklären. Dann erzählte sie eine kurze Geschichte über die ich Tränen gelacht habe (das ist schon lange nicht mehr passiert!). Sie erzählte, dass sie gestern ein Kochbuch zu besagter überteuerten Küchenmaschine gelesen hat. Nebenbei, es war ein überteuertes Kochbuch zu der überteuerten Küchenmaschine. Sie versuchte, die Rezepte zu verstehen und wunderte sich wieder einmal über die deutsche Sprache. Sie mußte erst einmal „Quiche“ nachschlagen und „Lagenkuchen“ und „Schichtsalat“. Ich sagte, sie esse gerade einen Apfelkuchen mit Mürbeteig, der einfach anders verpackt ist. Sie schaute mich groß an, lachte und verzweifelte wieder mal aufs Neue an der deutschen Sprache.

Schade, finde ich. Denn das überteuerte Kochbuch vermittelt einen falschen Eindruck der guten alten deutschen Küche. Das meine ich ehrlich und schreibe hier das Rezept für den „mit Mürbeteig eingeschlagenen Apfelkuchen„.

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Zutaten Teig: 250 g Mehl, 2 EL Zucker, 1 Prise Salz, 1 Ei, 150 g kühlschrankkalte Butter, 6 EL kaltes Wasser
Zutaten Belag: 3-4 Äpfel, 3 EL brauner Zucker, 2 EL Zimt, etwas zerlassene Butter
Zutaten Sirup: Apfelreste, Apfelschale, 250 ml Apfelsaft, 50 g brauner Zucker, etwas Zimt

Für den Teig Mehl, Zucker und Salz in einer Schüssel vermengen. Die Butter in Würfel schneiden und außen herum legen. Das Ei in die Mitte geben. Nun den Teig etwas verkneten, dann das Wasser hinzugeben und rasch zu einer Kugel formen. Teig etwas flach drücken und für 30 min. in Frischhaltefolie im Kühlschrank ruhen lassen.

Die Äpfel schälen (die Schale und Gehäuse mit Apfelsaft und Zucker in einen kleinen Topf geben). Die Äpfel in dünne Scheiben schneiden und mit Zucker und dem Zimt vermengen.

Den Teig aus dem Kühlschrank auf einer bemehlten Arbeitsfläche sehr flach und rund ausrollen. Am besten schon auf Backpapier. Jetzt die Apfelscheiben kreisförmig auf den Teig geben, dabei etwas Platz vom Teigrand lassen. Zum Schluss den Teilrand vorsichtig umklappen und dabei kleine Falten bilden. Im Backofen mit Ober- und Unterhitze bei 18 °C 25 min. backen.

Den zur Seite gestellten Topf mit den Apfelresten auf den Herd geben und bei mittlerer Stufe für etwa 20 min. köcheln lassen. Die Galette aus dem Ofen holen, den Sirup durch einen Sieb darüber geben. Dazu einen guten Kaffee oder Tee und die noch winterlichen Temperaturen sind schnell vergessen.

Guten Appetit, was auch immer lieber gegessen wird: Ein ehrlicher Apfelkuchen oder die Apfelgalette.

„Karo einfach“ oder „Schnittchen heißen Liebe“

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Eine gute Freundin von mir steht morgens eine Stunde früher auf, um ihren Lieben Schnittchen für den Tag zu schmieren. Und sie ist Meisterin im Schnittchen schmieren, das wissen ihre Lieben, denn sie essen gerne die Schnittchen. Und beklagen es, wenn es keine Schnittchen gibt. Und die gibt es manchmal…nicht, wenn der Haussegen etwas schief steht. Denn keine Schnittchen schmieren ist ein bißchen wie Liebesentzug – sagt sie.

Harte Aussage finde ich und habe heute mal über die Philosophie des Schnittchen-Schmierens nachgedacht. Es gibt da ja verschiedene Typen, die ich wie folgt kategorisiere:

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Da gibt es den Radieschenschnitzer. Bei ihm ist der Kühlschrank voll mit allerlei „Props“. Senfgurken, Gemüsezwiebeln, Gurken, Radieschen, Tomaten und frischer Kresse. Der Radieschenschnitzer gibt meist um den Belag an sich nicht viel, denn er lenkt geschickt mit der Deko vom Eigentlichen ab. Der Schnittchengenießer an sich ist so geblendet von den Gurkenschwänen, den Radieschenröschen, den Zwiebelkrachern und den Kressehäufchen, dass er mit Sicherheit gar nicht mehr weiß, was auf seinem Schnittchen als Hauptbelag gedacht war.

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Ein weiterer Typus ist der Menüberbeleger. Ihr beißt mit Maulsperre in eine Knifte und erfahrt eine Geschmacksexplosion von Mangochutneysosse, Süßkartoffel-rinderkorinaderfrikadelle, Cerealcrunchytopping und glutenfreier, aber garantiert 3fach lang gelagerter Hefepyramide. Und seid sicher, dieser Schnittchenschmierer hat vier Stunden in der Küche gestanden für ein Schnittchen für euch. Weißt es zu würdigen, bitte.

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Kennt ihr den Matscher? Den Käsebrot-Pralinen-Kniften-Zuklapper? Dieser Schnittchen-Schmierer ist der Praktische in der Küche. Wieso sich auch die Mühe machen? In meinen Schulzeiten hatte man eh immer diese Butterbrotbeutel dabei, die keine 2 Minuten unzerknautscht im Rucksack überstanden haben. Also kann man die verschiedenen Geschmackssorten und das Leckerli gleich als Einheitsbrei zusammenformen.

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Mein Favorit ist der Ausdauer-Schnittchen-Schmierer. Denn ich weiß, wie toll es ist, auch im erwachsenen Alter ein Schnittchen mit ganz viel Liebe serviert zu bekommen, wenn man mal gar nicht pünktlich aus dem Bett oder vom Sofa hochkommt.

Jetzt könnte man die Schnittchen an sich noch mal unter die Lupe nehmen. Diese Heute-gibt-es-Süß-weil-Du-besonders-lieb-warst/Negerkussbrötchen, das Beidseitig-gebratene-Rührei-Sandwich-weil-du-heute-lange-fährst-sollen-es-die-anderen-halt-riechen, das Etwas-dröge-Weißbrot, weil eigentlich-ist-der-Kühlschrank-leer-aber-ich-habs-gut-gemeint.

Jetzt wird’s kompliziert, ich gehe jetzt auf die Couch. In diesem Sinne, ein Toast auf alle Ausdauer-Schnittchenschmierer.

Macht´s Euch nett.

Möhrengemüse oder Soulfood à la „Omma Sofie“

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Es gibt Gerichte, die man in keinem Kochbuch findet, da man sie oft unterschätzt. Der Aufwand ist gering, die Zutaten preiswert und nunja, eher schlicht. Das Rezept hier gehört allerdings in jedes Kochbuch, wenn auch nur in das imaginäre Familienkochbuch.

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Meine Oma hatte einen Nutzgarten, der Trend geht ja mittlerweile wieder da hin, den Aufwand wollte unsere Generation aber nicht übertreiben und hat das Stück lieber mit gewaschenem Kiesel und schicker ungenutzter Sitzgarnitur bedeckt.

Oft habe ich sie im Garten abgefangen, als ich aus der Schule kam und sie im Kittel mit den Gartenschuhen auf den Holzbohlen stand und sich die erdigen Finger (nix Einmalhandschuhe) am Blumenmuster abgerieben hat, um mich zu empfangen. Oma hat für uns Kinder immer gekocht, da meine Eltern beide berufstätig waren.

Wenn es schnell gehen musste, gab es halt das, was der Garten hergab. Neben Frankfurter Grüner Sosse und Gemüsesuppe (anderes Thema) eben auch den Möhreneintopf. Jetzt im Winter haben wir die Kartoffeln auch aus dem „Kartoffel-Keller“ unter der Treppe geholt. Dort roch es erdig und ich mochte das Gefühl der trockenen Erde an den Händen auch nicht so, wenn ich die zum teil schon gekeimten Erdlinge aus der mit Zeitungspapier ausgelegten Weinkiste holen musste. Für das Ergebnis allerdings, hat sich das in jedem Fall gelohnt.

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Omma Sofies Möhrengemüse:

  • Kartoffeln (vorwiegend festkochend) , Möhren mit Grün
  • Milch, Butter
  • Salz, Pfeffer und Muskatnuss

Das Gemüse wurde geschrubbt, die Kartoffeln geschält und die Keimlinge mit dem „Hümmelchen“ herausgeschabt. Oma hatte sich währenddessen die Haare einigermaßen gelegt und die Finger geschrubbt, die allerdings immer die Spuren der Arbeit zeigten. Nun kam der Topf auf den weißen Herd. Hinein die Möhren- und Kartoffelstücke, Salz dazu, Deckel drauf und warten. In dieser Zeit das Grün der Möhren kräftig gewaschen und kleingehackt. Die Beringsche Faustregel für den perfekten Eintopf lautet: Pro Kartoffel eine Möhre, sollet es sich nicht um Mammutkartoffeln handeln.

Mit dem Hümmelchen wird in die Kartoffel gepikst, bei wenig Widerstand das Kochwasser bis auf einen kleinen Rest abgeschüttet. Wem die Stärke im Wasser nichts ausmacht, kann die Gemüsebrühe gleich in einer Brühe verwerten.

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Die Stücke leicht stampfen und oder mit einer Gabel zerkleinern. Etwas Milch zugeben, „gute“ Butter dazu, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen. Jetzt das Grün dazu. Leicht mitgegart, schmeckt das Grün wie Petersilie. Roh im Salat hat es Möhrengeschmack (ach was).

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Omma Sofie geistert heute besonders durch meinen Kopf. Leider sind die geerbten Schmuckstücke bei einem Einbruch geklaut worden. Durch kein Geld der Welt kann man sie ersetzen. Die größten Juwelen kann zum Glück niemand klauen, sie traben durch meinen Kopf und stehen zwischen den Zeilen.

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Und bald probiere ich den Splitterkuchen aus. Versprochen. Einige Rezepte stehen nämlich passenderweise im „Schichtbüchlein“. Dem Pott sei Dank.

Guten Hunger!

Mels Sommerparadies oder Holla, die Waldfee!

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Manche bekommen vor einer riesigen Pfanne Bratkartoffeln mit Spiegelei feuchte Augen, wieder andere lieben den Geschmack von heißer Honigmilch, einige brauchen Leberwurst aus der Dose und ich bin soeben in meine Kindheit gebeamt worden, als ich meine Nase in die Holunderblüten gesteckt habe.

Jeder verbindet mit einer Speise oder einem Getränk Erinnerungen an schöne oder weniger schöne Erinnerungen aus der Vergangenheit. Manchmal reicht ein bestimmter Geruch allein, um längst vergessene Bilder aus dem Gedächtnis zu kramen. Mein Lieblingsduft ist der von Holunder. Das hieß: Sommer vor der Tür, Barfuß, Matschepampen im Sand, draußen, grillen, entspannte Eltern, Ferien, Freibad, Strohhalme und abends nach einer kalten Dusche und trotzdem schmutzigen Fußnägeln glücklich ins Bett segeln.

Als Kind habe ich viele Wochenenden in der Ferienhütte meiner Großeltern verbracht. Mein Großvater hatte damals, als hier noch Zeche und Kokerei in voller schwarzer Blüte standen, eine kleine Hütte mit Waldgrundstück an der Lippe mit viel Land drumherum umzu toben und erkunden. Für eine Pause sind wir dann zu meiner Oma in die improvisierte Hütte, wo es ganz wunderbar roch. Meist wurden schon Vorbereitungen für den Grillabend getroffen. Wir mußten uns mit den kleinen Mägen und der großen Abenteuerlust zwischendurch immer mal stärken. Es gab eisgekühlte Holunderlimo und gebackene Holunderblüten.

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1 Ei, 1 EL Zucker, 100gr Mehl für 5 Holunderblüten mit Sti(e)l

Blüten in das geschlagene Ei tunken und dann im gezuckerten Mehl wenden. In einer Pfanne ausbacken, sofort vertilgen! Köstlich!

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Der Sirup hält sich eingekocht manchmal etwas länger, bis in den Herbst. Dafür werden wieder 2 gute Handvoll Blüten gebraucht. Sehr gut waschen bitte. 1 l Wasser, 1/1/2 Kilo Zucker, 5 ungespritzte Zitronen, 2 unbehandelte Orangen.

Den langen Stil der Blüten entfernen und in ein verschließbares, ca. 2 l Glas geben. 2 Zitronen auspressen, den Rest der Zitronen und Orangen in Scheiben schneiden und ebenfalls mit dem Zitronensaft ins Glas geben.

Hollerbluete4Das Wasser aufkochen und den Zucker darin auflösen, das Gemisch über die Hollablüten und die Zitrusfrüchte geben. Das Glas gut verschließen und für 3 Tage an einen kühlen Ort stellen. Jeden Tag umrühren.

Am dritten Tag das Gemisch durch ein sauberes Baumwolltuch geben und aufkochen lassen. Anschließend in kleine Weckflaschen geben. Nach Gebrauch mit Eiswürfeln mit Mineralwasser oder für Erwachsene mit Secco aufgießen.

Zum Wohl.