Manche bekommen vor einer riesigen Pfanne Bratkartoffeln mit Spiegelei feuchte Augen, wieder andere lieben den Geschmack von heißer Honigmilch, einige brauchen Leberwurst aus der Dose und ich bin soeben in meine Kindheit gebeamt worden, als ich meine Nase in die Holunderblüten gesteckt habe.
Jeder verbindet mit einer Speise oder einem Getränk Erinnerungen an schöne oder weniger schöne Erinnerungen aus der Vergangenheit. Manchmal reicht ein bestimmter Geruch allein, um längst vergessene Bilder aus dem Gedächtnis zu kramen. Mein Lieblingsduft ist der von Holunder. Das hieß: Sommer vor der Tür, Barfuß, Matschepampen im Sand, draußen, grillen, entspannte Eltern, Ferien, Freibad, Strohhalme und abends nach einer kalten Dusche und trotzdem schmutzigen Fußnägeln glücklich ins Bett segeln.
Als Kind habe ich viele Wochenenden in der Ferienhütte meiner Großeltern verbracht. Mein Großvater hatte damals, als hier noch Zeche und Kokerei in voller schwarzer Blüte standen, eine kleine Hütte mit Waldgrundstück an der Lippe mit viel Land drumherum umzu toben und erkunden. Für eine Pause sind wir dann zu meiner Oma in die improvisierte Hütte, wo es ganz wunderbar roch. Meist wurden schon Vorbereitungen für den Grillabend getroffen. Wir mußten uns mit den kleinen Mägen und der großen Abenteuerlust zwischendurch immer mal stärken. Es gab eisgekühlte Holunderlimo und gebackene Holunderblüten.
1 Ei, 1 EL Zucker, 100gr Mehl für 5 Holunderblüten mit Sti(e)l
Blüten in das geschlagene Ei tunken und dann im gezuckerten Mehl wenden. In einer Pfanne ausbacken, sofort vertilgen! Köstlich!
Der Sirup hält sich eingekocht manchmal etwas länger, bis in den Herbst. Dafür werden wieder 2 gute Handvoll Blüten gebraucht. Sehr gut waschen bitte. 1 l Wasser, 1/1/2 Kilo Zucker, 5 ungespritzte Zitronen, 2 unbehandelte Orangen.
Den langen Stil der Blüten entfernen und in ein verschließbares, ca. 2 l Glas geben. 2 Zitronen auspressen, den Rest der Zitronen und Orangen in Scheiben schneiden und ebenfalls mit dem Zitronensaft ins Glas geben.
Das Wasser aufkochen und den Zucker darin auflösen, das Gemisch über die Hollablüten und die Zitrusfrüchte geben. Das Glas gut verschließen und für 3 Tage an einen kühlen Ort stellen. Jeden Tag umrühren.
Am dritten Tag das Gemisch durch ein sauberes Baumwolltuch geben und aufkochen lassen. Anschließend in kleine Weckflaschen geben. Nach Gebrauch mit Eiswürfeln mit Mineralwasser oder für Erwachsene mit Secco aufgießen.
Zum Wohl.