Über Melsbonheur

Genussmensch durch und durch. Frankreichfan, Italienliebhaber, Ibizaurlauber und Küchenfreak. Ich teile gerne - auch online.

Mels Marmorkuchen oder jugendfrei ist anders!

Meine Tochter liebt Marmorkuchen über alles! Und wer sie kennt, weiß, dass Essen nicht gerade auf ihrer Interessenskala ganz oben liegt, es sei denn, Schokolade spielt eine Rolle. Nun liebt sie nicht Marmorkuchen generell, nein, er muss von einer ganz bestimmten Person gebacken werden. Keine anderer Bäcker bekommt den Marmorkuchen so saftig und ausgewogen hin, wie sie. Unsere Nachbarin.

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Oft habe ich sie nach ihren Kniffen gefragt, nach der geheimen Zutat, die diesen Kuchen zu diesem besonderen machen. Keine Chance, ich kann die Zutaten abwiegen, die Eier und die Butter vorher auf Zimmertemperatur bringen, das Mehl sieben, die Schokolade von Hand schaben, dem Teig vorsingen (oder besser auch nicht), schimpfen, gute Laune beim Zubereiten haben, schlechte Stimmung haben, in Eile oder die Ruhe selbst sein. Er mag mir nicht so gelingen, wie Hannes Kuchen.

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Also ist Hannes Marmorkuchen für C. genau das, was Tante Giselas Apfelpfannkuchen für mich waren (und sind). Der Geschmack nach einem besonderen und außergewöhnlichen Moment der Kindheit, an den wir uns immer erinnern.

Jetzt ist C. mal außer Haus und ein kleiner Besuch steht an. Besuch von meiner Großcousine und dem weltbesten Grafiker, die sich ab und an mal aus dem Hessenland auf den Weg in die alte Heimat machen. Der weltbeste Grafiker hat noch etwas „gut“ bei mir. Eine typische Hau-Ruck-Idee von mir, die er wieder mal mit katastrophalen Vorgaben von mir, in wirklich sehenswerter  Weise umgesetzt hat. Das Ergebnis darf jeder sehen, der auch die berufliche Seite von Mel kennen lernen möchte. Anfragen gerne jetzt! Danke dafür, Sepp.

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Jetzt war ich nicht gut vorbereitet und hatte keine Zutaten für einen American-Sweet-Schmandkuchen-nach-seiner-Mutter-Kuchen da und habe einfach Hannes Marmorkuchen nach Melsbonheur-Facon gebacken. Natürlich ist er wieder nicht Hanne-like geworden aber dafür halt anders. Für Kinder eher ungeeignet, den richtig saftig wird der Kuchen erst, wenn man ihn nach dem Backen in der Form mit 2 Teelöffeln Grand Marnier zusätzlich beträufelt.

 Mels Marmorkuchen mit Grand Marnier

160 g Butter
180 g Zucker
1 TL, gestr. Vanille (Bourbon Vanille), gemahlen
4 Eier
4 EL Grand Marnier
220 g Mehl
40 g Speisestärke
1 TL Backpulver
Puderzucker
Backkakao
Fett für die Form

Zubereitung:
Die Eier, Butter, Zucker und Vanille schaumig schlagen. Den Grand Marnier zufügen. Mehl, Stärke und Backpulver mischen, durchsieben. Alles in die Rührschüssel geben und vorsichtig unterheben.

2/3 des Teigs in eine gut eingefettete Guglform geben. Dem restlichen Teig circa 2 Suppenlöffel Backkakao zufügen und mischen. Über den hellen Teig in der Form geben und mit einer Gabel zarte Kreise ziehen. Bei circa 175 Grad circa 40 Minuten backen. Nach dem Backen die Form etwa 10 Minuten erkalten lassen, dann vorsichtig stürzen.

Wenn die Kuchen etwas ausgekühlt hat, vor dem Servieren mit Puderzucker bestreuen oder wer mag, mit Zarbitterschokolade dünn überziehen.

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Guten Appetit und ich hoffe, Sepp hat das hier noch nicht gelesen…

Frohe und vor allem friedliche Ostern.

 

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Wider der Schreibblockade oder ein Linsengericht!

 

Melsbonheur_linsen3Brainfood ist total „in“, sagen sie. „Healthy“ muss es sein. „Superfood“ ist angesagt und „clear eating“ ist ein Muss. Nach Tagen des Dauerregens und ohne Sonnenlicht brauche ich ein paar Vitamine. Da bin ich auch total konservativ und „old school“ und schneide Rohkost in Streifen.

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Hülsenfrüchte habe ich erst sehr spät für mich entdeckt, damit meine ich wirklich Bohnen, Linsen und Erbsen. Heutzutage versuche ich, immer mal auf Fleisch zu verzichten und da kommen mir die eiweißhaltigen Minipowerpakete genau recht.

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Zurück zu meinen Gemüsestäbchen, die allerdings ein paar Fette benötigen, damit zum Beispiel die Möhrchen meine Augen noch leistungsfähiger machen können (falls Hopfen und Malz noch nicht auf der Lebenslinie verschwunden sind).

Angelehnt an die marokkanische Küche hier das Rezept für den

Linsen-Minz-Dip (reicht mit Gemüsesschnitzern für circa 2 Personen):

50 gr rote Linsen, halbe Zwiebel, 1 halbe Zehe Knoblauch, Olivenöl, 150 ml Gemüsebrühe

Kreuzkümmel, Pfeffer, Salz, Pfefferminze, Petersilie

50 gr. weicher Schafskäse, 10%-Joghurt oder etwas Crème fraiche, Abrieb und Saft einer Limette

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Zwiebel und Knoblauch hacken und in einen Topf mit etwas erhitztem Olivenöl geben. Glasig schmoren lassen. Die roten Linsen dazu geben und leicht anrösten lassen. Einen halben Teelöffel Kreuzkümmel dazu und mit der Gemüsebrühe ablöschen. Mit geschlossenem Deckel bei mittlerer Temperatur 10 Minuten köcheln lassen.

Den Schafskäse dazu geben und alles pürieren, Creme Fraiche dazu, falls die Konsistenz zu fest ist. 5 Minzblätter und 5 Stängel Petersilie dazu geben, ebenso Limonenabrieb und den Saft. Mit Salz, Pfeffer und Kreuzkümmel abschmecken.

Dazu Möhren, Kohlrabi, Paprika, Fenchel und was auch immer in der Gemüseschublade schlummert in Streifen schneiden und servieren.

Ich hoffe es schmeckt und welch ein Wunder, ich kann jetzt auch wieder schreiben!

Guten Appetit!

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Antipastisalat oder die Gunst der Stunde!

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Ich gebe zu, dieser Beitrag war nicht geplant. Der ganze Tag war so eigentlich nicht geplant. Heute vormittag hatte ich drei Termine mit meinem Rechner, die ganz unbedingt erledigt hätten werden müssen. Wäre da nicht die Gegensprechanlage gewesen, die unbedingt von den ungebetenen Gästen im letzten Jahr auseinandergenommen werden musste. Seither wurden wir ab und an von fröhlichem Klingeln bei Tag und Nacht geweckt, obwohl niemand vor der Tür stand.

Also mußte der Elektriker meines Vertrauens her. Kein Ding, sollte in einer Stunde angebracht werden, kein Problem. -Jaha.

Dieses sehr alte Haus ist von mehreren Generationen ausgebildeten und selbsternannten Elektrikern behandelt worden. Daher keine Verteilerdose in Sicht, um nur mal eben das Ganze zu verbinden.

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Da steh ich nun anderthalb Stunden später, mit dem Inhalt des Schuh- und Taschenschrankes im Wohnzimmer, einem ausgebauten Einbauschrank im Esszimmer, zwei eifrigen Elektrikern, die sich wirklich Mühe geben und Schneeregenblick nach draußen in der Küche. Die Jungs haben zu tun, hätte ich auch, aber an mein Büro ist gerade hier im Chaos nicht zu denken. Dann halt die Gunst der Stunde nutzen und einen Lieblingsklassiker für den Abend vorbereiten.

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Antipasti-Salat:

3 Paprika, 3 Möhren, 2 kleine Zucchini, 1 Knoblauchknolle

Rosmarin, Thymian

Olivenöl, Salz, Pfeffer, etwas brauner Zucker

Das Gemüse putzen, Paprika von Strunk und Samen befreien, in breite Streifen schneiden und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben, mit der Hautseite nach oben. Mehrmals die Stücke auf der Hautseite mit einer Gabe einstechen. nun bei 250 Grad ca. 20 Minuten grillen. Die Paprika muss schwarz werden.

In dieser Zeit die Zucchini in möglichst lange Scheiben schneiden und salzen, Möhren schälen und in Stücke schneiden. Knoblauchzehen schälen und einmal mit dem Küchenmesser platt drücken. Normalerweise bin ich der Minimalist in der Küche, aber zu diesem Gericht hole ich gerne mal die Grillpfanne aus dem Keller.

Die Grillpfanne auf den Herd stellen und erhitzen, Öl hinein und die Knoblauchzehen anschwitzen, nach und nach die Zucchini-Scheiben einlegen, salzen und pfeffern, die Kräuter darauflegen.

Nun kann das Backblech aus dem Ofen geholt werden, die dunkle Paprika mit dem Backpapier vom Blech nehmen und mit einem feuchten Küchentuch bedecken, leicht auskühlen lassen. Die Zucchini-Scheiben wenden und würzen.

Nun die Paprikahaut mit einem Messer abschälen und in eine vorbereitete Schüssel geben, die Zucchini dazu. Nun etwas Zucker in die Pfanne und leicht karamellisieren lassen, die Möhrenstücke dazu geben. Würzen und leicht anbraten, bis sie ‚al dente sind. Alles zusammen in die Schüssel, etwas Öl darauf geben, eventuell mit Salz und Pfeffer abschmecken, frische Kräuter darüber, mit Folie bedecken und an einem kühlen Ort circa 5 Stunden durchziehen lassen.

Was soll ich sagen, mit der Abfahrt der Elektriker war der Salat durchgezogen. Ein Stückchen Sommer im Februar. Guten Appetit!

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Apfelgalette oder die Kunst, Dinge zu verpacken!

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Heute hatte ich ein nettes Gespräch mit einer sehr agilen Frau. Ich betone, agil, denn sie hat jede Menge gesundheitliche Einschränkungen im Alltag, die insgesamt nur schwer zu händeln sind. Sehr erfahren ist sie, schon viel durchgemacht hat sie, schon viel gearbeitet hat sie und zwei Kinder allein durchgebracht hat sie. Kinder, von denen ich denke, dass sie von Herzen gut sind und alles für ihre Mutter tun würden. Weil sie dankbar sind.

Diese Frau spricht die deutsche Sprache nicht fließend. Ich spreche ihre Sprache auch nicht, deshalb kommunizieren wir über den gleichen Humor, ein herzliches Lachen und die deutschen Worte, die sie gelernt hat und in ihrer Bedeutung gerne richtig zuordnen möchte. So geschehen heute. Ich traf sie mit ihrer Tochter vor der Haustür. Nun ist ihre Tochter eine sehr gute Freundin von mir und wir nutzen jede Gelegenheit, die es uns im Alltag möglich ist, kurz denselben Alltag zu vergessen. Ich lud die beiden Damen auf einen schnellen Kaffee in mein Büro.

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Wir sprachen über Yoga, gesunde Ernährung, eine viel zu überteuerte Küchenmaschine und deutsche Kochbücher. Dazu gab es einen schnellen Kaffee und ein Stück Apfelgalette.

„Ein Stück Waaaaas?“, fragte die agile Dame. Ich versuchte das kurz zu erklären. Dann erzählte sie eine kurze Geschichte über die ich Tränen gelacht habe (das ist schon lange nicht mehr passiert!). Sie erzählte, dass sie gestern ein Kochbuch zu besagter überteuerten Küchenmaschine gelesen hat. Nebenbei, es war ein überteuertes Kochbuch zu der überteuerten Küchenmaschine. Sie versuchte, die Rezepte zu verstehen und wunderte sich wieder einmal über die deutsche Sprache. Sie mußte erst einmal „Quiche“ nachschlagen und „Lagenkuchen“ und „Schichtsalat“. Ich sagte, sie esse gerade einen Apfelkuchen mit Mürbeteig, der einfach anders verpackt ist. Sie schaute mich groß an, lachte und verzweifelte wieder mal aufs Neue an der deutschen Sprache.

Schade, finde ich. Denn das überteuerte Kochbuch vermittelt einen falschen Eindruck der guten alten deutschen Küche. Das meine ich ehrlich und schreibe hier das Rezept für den „mit Mürbeteig eingeschlagenen Apfelkuchen„.

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Zutaten Teig: 250 g Mehl, 2 EL Zucker, 1 Prise Salz, 1 Ei, 150 g kühlschrankkalte Butter, 6 EL kaltes Wasser
Zutaten Belag: 3-4 Äpfel, 3 EL brauner Zucker, 2 EL Zimt, etwas zerlassene Butter
Zutaten Sirup: Apfelreste, Apfelschale, 250 ml Apfelsaft, 50 g brauner Zucker, etwas Zimt

Für den Teig Mehl, Zucker und Salz in einer Schüssel vermengen. Die Butter in Würfel schneiden und außen herum legen. Das Ei in die Mitte geben. Nun den Teig etwas verkneten, dann das Wasser hinzugeben und rasch zu einer Kugel formen. Teig etwas flach drücken und für 30 min. in Frischhaltefolie im Kühlschrank ruhen lassen.

Die Äpfel schälen (die Schale und Gehäuse mit Apfelsaft und Zucker in einen kleinen Topf geben). Die Äpfel in dünne Scheiben schneiden und mit Zucker und dem Zimt vermengen.

Den Teig aus dem Kühlschrank auf einer bemehlten Arbeitsfläche sehr flach und rund ausrollen. Am besten schon auf Backpapier. Jetzt die Apfelscheiben kreisförmig auf den Teig geben, dabei etwas Platz vom Teigrand lassen. Zum Schluss den Teilrand vorsichtig umklappen und dabei kleine Falten bilden. Im Backofen mit Ober- und Unterhitze bei 18 °C 25 min. backen.

Den zur Seite gestellten Topf mit den Apfelresten auf den Herd geben und bei mittlerer Stufe für etwa 20 min. köcheln lassen. Die Galette aus dem Ofen holen, den Sirup durch einen Sieb darüber geben. Dazu einen guten Kaffee oder Tee und die noch winterlichen Temperaturen sind schnell vergessen.

Guten Appetit, was auch immer lieber gegessen wird: Ein ehrlicher Apfelkuchen oder die Apfelgalette.

„Karo einfach“ oder „Schnittchen heißen Liebe“

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Eine gute Freundin von mir steht morgens eine Stunde früher auf, um ihren Lieben Schnittchen für den Tag zu schmieren. Und sie ist Meisterin im Schnittchen schmieren, das wissen ihre Lieben, denn sie essen gerne die Schnittchen. Und beklagen es, wenn es keine Schnittchen gibt. Und die gibt es manchmal…nicht, wenn der Haussegen etwas schief steht. Denn keine Schnittchen schmieren ist ein bißchen wie Liebesentzug – sagt sie.

Harte Aussage finde ich und habe heute mal über die Philosophie des Schnittchen-Schmierens nachgedacht. Es gibt da ja verschiedene Typen, die ich wie folgt kategorisiere:

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Da gibt es den Radieschenschnitzer. Bei ihm ist der Kühlschrank voll mit allerlei „Props“. Senfgurken, Gemüsezwiebeln, Gurken, Radieschen, Tomaten und frischer Kresse. Der Radieschenschnitzer gibt meist um den Belag an sich nicht viel, denn er lenkt geschickt mit der Deko vom Eigentlichen ab. Der Schnittchengenießer an sich ist so geblendet von den Gurkenschwänen, den Radieschenröschen, den Zwiebelkrachern und den Kressehäufchen, dass er mit Sicherheit gar nicht mehr weiß, was auf seinem Schnittchen als Hauptbelag gedacht war.

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Ein weiterer Typus ist der Menüberbeleger. Ihr beißt mit Maulsperre in eine Knifte und erfahrt eine Geschmacksexplosion von Mangochutneysosse, Süßkartoffel-rinderkorinaderfrikadelle, Cerealcrunchytopping und glutenfreier, aber garantiert 3fach lang gelagerter Hefepyramide. Und seid sicher, dieser Schnittchenschmierer hat vier Stunden in der Küche gestanden für ein Schnittchen für euch. Weißt es zu würdigen, bitte.

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Kennt ihr den Matscher? Den Käsebrot-Pralinen-Kniften-Zuklapper? Dieser Schnittchen-Schmierer ist der Praktische in der Küche. Wieso sich auch die Mühe machen? In meinen Schulzeiten hatte man eh immer diese Butterbrotbeutel dabei, die keine 2 Minuten unzerknautscht im Rucksack überstanden haben. Also kann man die verschiedenen Geschmackssorten und das Leckerli gleich als Einheitsbrei zusammenformen.

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Mein Favorit ist der Ausdauer-Schnittchen-Schmierer. Denn ich weiß, wie toll es ist, auch im erwachsenen Alter ein Schnittchen mit ganz viel Liebe serviert zu bekommen, wenn man mal gar nicht pünktlich aus dem Bett oder vom Sofa hochkommt.

Jetzt könnte man die Schnittchen an sich noch mal unter die Lupe nehmen. Diese Heute-gibt-es-Süß-weil-Du-besonders-lieb-warst/Negerkussbrötchen, das Beidseitig-gebratene-Rührei-Sandwich-weil-du-heute-lange-fährst-sollen-es-die-anderen-halt-riechen, das Etwas-dröge-Weißbrot, weil eigentlich-ist-der-Kühlschrank-leer-aber-ich-habs-gut-gemeint.

Jetzt wird’s kompliziert, ich gehe jetzt auf die Couch. In diesem Sinne, ein Toast auf alle Ausdauer-Schnittchenschmierer.

Macht´s Euch nett.

Heidelbeertartelettes oder Erinnerungen an die Ferien!

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Na? Habt ihr noch Erinnerungen an die Sommerferien? An die Zeit mit euren Eltern oder mit Kindern oder ganz allein?

Meine Erinnerungen sind noch ziemlich präsent. Und wieder ist meine Nase schuld. Meine Nase sehnt sich heute nach dem Geruch des Sommers. Und ich muss gestehen, ich bin ein halbes Lehrerkind. Und damit einen zwinkernden Gruß an eine treue Leserin, meine Ma.

Sportlehrerin außer Dienst, reiselustig, aktiv, versehen mit der positivsten ansteckendsten Lache, die ich kenne. Und durch und durch Pädagogin mit einer Seelenruhe, die meistens im Hessenland wieder für den Alltag in den Ferien aufgefüllt wurde. Wir hatten eine kleine Ferienwohnung gemietet in der Nähe von Poppenhausen (bitte keine Lacher an dieser Stelle). Im Obergackenhof (Beherrschung, bitteschön), mit einer grandiosen Aussicht auf einen großen Tannenwald und viele Wiesen.

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Wer schon mal auf der Wasserkuppe war, weiß, wie Flora und Fauna dort ticken. Wir Kinder hatten die schönsten Ferien dort. Bewegungsgehemmte, sauerstoffverarmte und großstadt-verödete Schulkinder fühlen sich umgeben von Bauernhöfen und Blaubeerwiesen nämlich sehr wohl. Jawoll. Und machen dort Erfahrungen, die kein Stadtpädagoge der Welt unterrichten kann.

Kühe eintreiben mit dem Zweifingerpfiff, zum Beispiel. Bei der Treibjagd besonders laut sein, aus Versehen, versteht sich. Im Süßkirschenbaum ein Mittagsschläfchen machen und…auf der Blaubeerwiese einen Tag zu verbringen.

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So bei uns. In den Ferien mussten es immer mindestens 2 Tage sein, die wir mit Schalen, Eimern und Decken in den Blaubeeren verbrachten. Natürlich haben wir mit der Hand gepflückt und nicht ausgekämmt, um alle Pflanzen zu erhalten. Zwischendurch musste man aufpassen, dass man mit dem Hintern nicht in einen Schafskürtel plumpste oder eine Blindschleiche an den Waden zwickte. Denn es war meistens irre heiß und man hat die Gummistiefel gerne ausgezogen. Als Belohnung gab es dann ein Bad im eiskalten, trüben aber gesunden Guckaisee und Blaubeerpfannekuchen zum Abendbrot.

Jetzt haben wir keinen Sommer, ich bin nicht in der Nähe von Fulda und die Blaubeeren wachsen noch nicht ansatzweise an der Wasserkuppe. Daher greife ich auf die Kulturheidelbeeren zurück, die man ohne schlechtes Gewissen mal zur Not verwenden kann.

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Blätterteigtartelettes mit Mascarpone und Heidelbeeren:

1 Rolle Blätterteig aus dem Kühlregal, Heidelbeeren, Mascarpone, Naturjoghurt, Milch, Vanillezucker, Zitrone und frische Minze, kleine Mürbeteigförmchen, Erbsen

Den Blätterteig mit Backpapier in Vierecke schneiden und die Förmchen damit ausfüllen. Die Mitte mit den Erbsen füllen. Backofen auf 200 Grad aufheizen, die Förmchen mit dem Teig und den Erbsen blindbacken (die Erbsen sorgen dafür, dass der Boden unten bleibt und nicht zu dunkel wird).

Ca. 2 große Esslöffel Mascarpone mit Joghurt glatt rühren, 1 Paket Vanille-Zucker dazu, etwas Zitronensaft und einen Schuss Milch. Minze sehr fein schneiden (ist in dieser Zeit sehr hart).

Die Erbsen aus den Tartelettes schöpfen (abkühlen lassen, kann man danach normal weiterverwenden), und 2 Löffel Creme einfüllen. Heidelbeeren garnieren und mit Minze bestreuen. Dazu ein Schluck Tee oder Kaffee und in Erinnerungen schwelgen. Kuss, Frau Mama!

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Möhrengemüse oder Soulfood à la „Omma Sofie“

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Es gibt Gerichte, die man in keinem Kochbuch findet, da man sie oft unterschätzt. Der Aufwand ist gering, die Zutaten preiswert und nunja, eher schlicht. Das Rezept hier gehört allerdings in jedes Kochbuch, wenn auch nur in das imaginäre Familienkochbuch.

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Meine Oma hatte einen Nutzgarten, der Trend geht ja mittlerweile wieder da hin, den Aufwand wollte unsere Generation aber nicht übertreiben und hat das Stück lieber mit gewaschenem Kiesel und schicker ungenutzter Sitzgarnitur bedeckt.

Oft habe ich sie im Garten abgefangen, als ich aus der Schule kam und sie im Kittel mit den Gartenschuhen auf den Holzbohlen stand und sich die erdigen Finger (nix Einmalhandschuhe) am Blumenmuster abgerieben hat, um mich zu empfangen. Oma hat für uns Kinder immer gekocht, da meine Eltern beide berufstätig waren.

Wenn es schnell gehen musste, gab es halt das, was der Garten hergab. Neben Frankfurter Grüner Sosse und Gemüsesuppe (anderes Thema) eben auch den Möhreneintopf. Jetzt im Winter haben wir die Kartoffeln auch aus dem „Kartoffel-Keller“ unter der Treppe geholt. Dort roch es erdig und ich mochte das Gefühl der trockenen Erde an den Händen auch nicht so, wenn ich die zum teil schon gekeimten Erdlinge aus der mit Zeitungspapier ausgelegten Weinkiste holen musste. Für das Ergebnis allerdings, hat sich das in jedem Fall gelohnt.

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Omma Sofies Möhrengemüse:

  • Kartoffeln (vorwiegend festkochend) , Möhren mit Grün
  • Milch, Butter
  • Salz, Pfeffer und Muskatnuss

Das Gemüse wurde geschrubbt, die Kartoffeln geschält und die Keimlinge mit dem „Hümmelchen“ herausgeschabt. Oma hatte sich währenddessen die Haare einigermaßen gelegt und die Finger geschrubbt, die allerdings immer die Spuren der Arbeit zeigten. Nun kam der Topf auf den weißen Herd. Hinein die Möhren- und Kartoffelstücke, Salz dazu, Deckel drauf und warten. In dieser Zeit das Grün der Möhren kräftig gewaschen und kleingehackt. Die Beringsche Faustregel für den perfekten Eintopf lautet: Pro Kartoffel eine Möhre, sollet es sich nicht um Mammutkartoffeln handeln.

Mit dem Hümmelchen wird in die Kartoffel gepikst, bei wenig Widerstand das Kochwasser bis auf einen kleinen Rest abgeschüttet. Wem die Stärke im Wasser nichts ausmacht, kann die Gemüsebrühe gleich in einer Brühe verwerten.

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Die Stücke leicht stampfen und oder mit einer Gabel zerkleinern. Etwas Milch zugeben, „gute“ Butter dazu, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen. Jetzt das Grün dazu. Leicht mitgegart, schmeckt das Grün wie Petersilie. Roh im Salat hat es Möhrengeschmack (ach was).

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Omma Sofie geistert heute besonders durch meinen Kopf. Leider sind die geerbten Schmuckstücke bei einem Einbruch geklaut worden. Durch kein Geld der Welt kann man sie ersetzen. Die größten Juwelen kann zum Glück niemand klauen, sie traben durch meinen Kopf und stehen zwischen den Zeilen.

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Und bald probiere ich den Splitterkuchen aus. Versprochen. Einige Rezepte stehen nämlich passenderweise im „Schichtbüchlein“. Dem Pott sei Dank.

Guten Hunger!

Selbstgemachte Schokotafel oder der geschmolzene Nikolaus

Jawohl, ich oute mich – Schokonikoläuse mag ich nicht so gerne essen. Es ist schwer, die Folie abzubekommen, da immer ein Minifussel an der dünnen Schoki kleben bleibt. Wie isst man diesen Mann, ohne Sauerei? Es bröckelt, schmiert an den Händen, Krümmel fallen auf die Beine und man darf erschrocken aufspringen und sich den Flecken auswaschen.

Ok, genug der Dramatik. Ich habe etwas Schokolade übrig gehabt, die ich in der Form nicht lecker fand. Schokolade muss immer hauchdünn und mundgerecht sein. Am liebsten mag ich Schokoladenbruch.melsbonheur_schoki3

Dazu einfach die Schokolade über dem Wasserbad schmelzen und dabei gut rühren. Zuerst die Zartbitter-Schokolade auf einem Backblech mit ausgelegtem Backpapier verteilen und glatt streichen. Danach etwas Vollmilch-Schokolade schmelzen und dünn darüber gießen.

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Nun belegen. Lavendelblüten, gestoßene Nüsse, Kokosflocken oder wie im Bild, unterschiedliche Körner darüber streuen. Auf sehr kühlen Untergrund, möglichst Stein, auskühlen lassen.Melsbonheur_schoki 4

Guten Appetit – Hohoho!

Lieber Besuch oder Erbsen-Minze-Kanapee

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Man bekommt Besuch von lieben Gästen, eigentlich nur für die Kaffeezeit, weil man sich so lange nicht gesehen hat. Und eigentlich hat man keine Zeit, weil man ja noch so viele andere Termine hat. Ist man aber erst mal da, wird die Zeit kurzweilig, weil man sich so lange nicht mehr gesehen hat, weil man so viele Termine hat. Und Schwups, spielt die Zeit keine Rolle.
Ihr sprecht bestimmt auch diese Einladungen zum Kaffee aus, von denen ihr wisst, es wird bestimmt wieder bis in den frühen Abend gequatscht.

Irgendwann nach Keks, Kuchen und Co. stellt sich der Appetit auf etwas Herzhaftes ein. Eine Sache, die schnell vorzubereiten geht, sind die kleinen Schnittchen mit Erbsenpüree.

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1 Paket dünnes Vollkornbrot auch Pumpernickel (gibt es als Kanapee schon vorgeschnitten oder man sticht sie selber in der gewünschten vor aus), 1 Paket Tiefkühlerbsen, 1/2 Bund frische Minze, 1 Becher Creme fraiche, 1 kleines Stück Parmesan, Salz, Pfeffer, 3 Radieschen und/oder 3 Scheiben Schinken

Melsbonheur_erbsenpu_003Die Erbsen nach Anleitung im gesalzenen Wasser garen. Etwas abkühlen lassen, mit Minze, 4 EL Creme fraiche und Parmesan pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Schinken braten bis knusprige Chips entstehen, auf einem Küchentuch trocknen lassen.

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Püree auf die Brotformen verteilen, mit Radieschenstreifen oder Schinkenchips garnieren.
Lässt sich wunderbar vorbereiten und das Erbsenpüree schmeckt übrigens als Beilage zu Lamm einfach himmlisch.

Guten Appetit

Einmal Pizza ohne Hefe oder Galette Caprese

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Bald ist es hoffentlich wieder soweit. Mel im geliebten Frankreich. Wie sehr vermisse ich das ’savoir vivre“, den Chic der Französinnen und das Klirren der Pastis-Gläser in den Bistros. Ok, ich gebe zu, da versteckt sich meine romantische Seite.

Durch einen tollen Zufall und liebe Menschen bin ich auch beruflich soweit gekommen, nun öfter mal Grüße aus meiner Küche zu publizieren. Schaut einfach mal auf meiner beruflichen Facebook-Seite vorbei, dann könnt ihr bald mehr erfahren, wenn Ihr wollt. Aber zurück in meine Küche:

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Mel ist allein zu Hause, dass heißt bitte einmal eine kleine schnelle Portion, die aber bitte trotzdem lecker und mit viel Gemüse. Dazu bietet sich die französische Pizzavariante ‚Galette‘ an. Der Grundteig hat eine tolle Eigenschaft, er braucht nicht ‚gehen‘ und ist mit wenigen Handgriffen belegbar, auch in einer süßen Variante.

Was braucht man dazu?

120 gr Mehl, 6-8 EL Wasser, 1/2 TL Salz, 1/4 TL Backpulver und kaltes Wasser, etwas Olivenöl zum Bestreichen des Randes

Belag: 1 frische Mozarellakugel, 1 Handvoll Cherrytomaten, 3 getrocknete Tomatenstücke, Salz, Pfeffer, Olivenöl, einige Basilikumblätter und Balsamico

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Die Zutaten für den  Teig mit der Hand und vorerst mit 3 Löffeln Wasser vermengen, nun nach und nach restliches Wasser hinzufügen, bis das Ganze eine homogene Masse ergibt. Auf einem Bogen Backpapier mit den Händen plattdrücken und ziehen, bis der Boden ca. 3 mm Dicke hat. Die Form kann ruhig unregelmäßig sein.

Nun den Mozzarella in flache Stücke zupfen und mittig auslegen. Die in Scheiben geschnittenen frischen und getrockneten Tomaten auf dem Mozarella verteilen. Vorsichtig salzen und kräftig pfeffern. Den Rand nun nach innen klappen und mit etwas Öl bestreichen. Bei 200 Grad Ober- und Unterhitze circa. 25 Minuten goldgelb backen lassen.

Lauwarm mit Basilikumblättern und Balsamico servieren. Dazu passt hervorragend ein Glas Rotwein.

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Bon appétit! Lasst es euch schmecken.