Wenn ich in Paris oder irgendwo anders in Frankreich bin, frage ich mich immer, wie die Stadt der Mode und das Land der guten Küche zusammen passen. Wie kann es sein, das Konfektionsgröße 32 die Durchschnittsgröße in den ersten Reihe bei den Pret-a-porter-Shows ist. Sitzen die Mädels und Jungs da nicht bei Maman (frz. für Mama) am Tisch und bekommen die 5 Gänge zum Mittagessen serviert? Inclusive der riesigen Käseplatte zum Abschluss mit knusprig-frischem Baguette?
Jetzt mal ehrlich, lauft doch mal durch die deutschen Innenstädte und versichert mir, dass wir kein Problem mit Übergewicht haben?! Wir, das Land der „guten“ Kohlenhydrate und der Vollkornbrote. Wie machen die Französinnen das? Bei all dem Weizenmehl, Fett und vor allem der Menge an guten Sachen?
Ich habe mir meine Meinung zurechtgebastelt. Denn:
Ich habe mit Franzosen zusammen gefrühstückt! Jawoll! Darin liegt für mich des Rätsels Lösung: Vergesst alle Aufschnittplatten, Körnerbrötchen, gebratene Eier mit Speck, Frischkäseaufstrich und Nutella, denn…
…der Franzose frühstückt…fast nix.
Dafür trinkt er mehr und zwar nicht aus Tassen wie wir, sondern aus der Schüssel, der sogenannten „bol„. Café au lait, einen Kaffee mit viiiiel Milch aus der Schüssel.
Warum aus der Schüssel? Nun, kann kann dort sehr gut tunken (s. Saucenschwämmchen). Der Franzose stippt sein Gebäck gerne in den Kaffee. Auf nüchterner Wachstuchtischdecke, ohne Teller. Alles kommt pur auf den Tisch. Dazu ein Löffel um dann mit genüssliche Ruhe die Überreste des gestippten Croissants vom Boden der noch halb gefüllten Schale zu fischen. Ein schöner Volkssport eigentlich.
Gerne zum Frühstück serviert wird auch die Madeleine. Ein typisches Sandgebäck in Muschelform, einzeln abgepackt auch hierzulande erhältlich, wenn auch kaum genießbar aufgrund von zahlreichen Backtriebmitteln und überflüssigem Zeugs.
Also vergesst alle Vollkornbrote, Diäten und Fitnessclub-Abos, tunkt lieber mehr morgens und schlemmt hemmungslos am Mittag und am Abend. Dann klappt´s auch mit der schlanken Linie. Und trinkt mehr stilles Wasser, wie ich, die eigentlich nur noch stilles Wasser trinken sollte und nicht mehr tunken oder schlemmen sollte. Vielleicht auch keinen köstlichen Käse mehr riechen oder anschauen sollte. Dann klappt´s auch mit meiner Linie. Vielleicht. Schauen wir mal ;)!
In diesem Sinne – bon appétit!