Il pane tedesco oder ein bißchen Wehmut!

Nimmt man das italienische Temperament, die wundervollen Lebensmittel, die Lebenseinstellung, ‚la dolce far niente‘ und schließt den Topf mit dem Deckel der aktuellen Corona-Krise, kann man auch nur erahnen, wie es diesem Land momentan geht.

Was bedeutet ein Lockdown für ein Land, dass eh wirtschaftlich gebeutelt ist? Armut, ein Bildungssystem, das sehr zu wünschen übrig lässt, marode Straßen, kein Arbeitsmarkt und eine minimale Rentenkasse, lassen viele Menschen in Italien von der Hand in den Mund leben. Es sei denn, sie leben von Familienersparnissen in Häusern, die vor langen Jahren gekauft wurden. Was aber passiert, wenn man keine Steuern, keine Gebühren für die Entsorgung und kein Geld mehr zum Leben hat? Man verkauft die eigenen Immobilien und Italiens Markt für Mietwohnungen fängt an zu wachsen.

Lockdown über mindestens 6 Wochen – ein straffes Wirtschaftspaket, um die Verluste im Zaum zu halten und viel Geld aus einem umstrittenen Europapaket sollen helfen, was Jahrzehnte verpasst wurde. Es bleibt spannend.

Was machen die Menschen hier damit? Die soziale Bindung ist Teil der Mentalität. Das Leben im großen Familienverbund (weil man alleine auch nicht überlebt, Jung unterstützt Alt und umgekehrt), das Leben in der Bar beim caffé oder apritivo, die unzähligen Restaurants und Pizzabäcker, weil mangiare geht immer, wird auf eine sehr harte Probe gestellt. Die Küsschen und herzlichen Umarmungen innerhalb der Familie und von Freunden zu jeder Gelegenheit, sie fallen von heute auf morgen weg. Kein vino auf dem Marktplatz am Abend, wenn es ab 22 Uhr langsam etwas angenehmer von der Temperatur wird. Kein Einkaufen mit der Familie mehr, kein philosophieren an der Käsetheke mit der Nachbarsfamilie. Keine langen Tafeln in den Gärten, kein lautes „Salute“ mehr.

Ruhiger sind sie geworden, meine italienischen Nachbarn. Sogar die abendlichen Treffen auf den kleinen Marktplätzen gibt es nicht mehr. Alle Omas, Opas und Eltern bleiben zu Hause, sogar die Dorfjugend arbeitet eher im heimischen Garten mit, als auf dem Fußballplatz zu kicken.

Aus jeder Krise wachsen Chancen, das gilt für jedes Land und jede Lebenssituation, auch unsere oder meine. Das italienische Schulsystem reformiert sich, es wird fast schneller digitaler als unseres. Stühle werden auseinandergeschoben, man trifft sich mit Abstand, um neue Projekte zu verfolgen. Ganze Dörfer gründen Selbsthilfegruppen, um ältere Bewohner besser versorgen zu können. Gemeinschaftsgärten werden bewirtschaftet, um sich regionaler versorgen zu können. Denn ja, auch in Italien gibt es holländische Tomaten und teilweise kommt der prosciutto von deutschen Schweinen.

Ich habe etwas das Gefühl, die Italiener ergeben sich nicht mehr so ihrem System und der Politik. Die Lähmung bricht etwas auf und man nimmt einiges selbst in die Hand. Zeit genug, um zu überlegen, hatte man nun reichlich. Das aufgezwungene ‚dolce far niente‘ hat zu lang gedauert.

Ich liebe dieses Land, auch wenn ich mir nicht vorstellen könnte, hier zu leben. Denn eines habe ich erkannt: auch vom eigenen Weinberg und den Tomaten im Garten, der nonna im Haus und der Flasche Olivenöl von den eigenen drei Bäumen kann man nicht leben. Sondern eher von den vielen Ideen, die die Italiener nun haben: Geschäftsgründungen mit regionalen Produkten, altes Handwerk (Holz und Stein) wird eher geschätzt, Schneidereien erleben einen neuen Boom, die Menschen lassen ihre Designerklamotten ändern, anstatt Geld in Billigläden zu lassen. Immer mehr SecondHand-Läden öffnen. Nachhaltigkeit ist der neue Wohlstand.

Fürs Erste freu ich mich über das Lob meiner Nachbarn und dann freue mich für Italien, wenn die Pläne aufgehen und drücke alle Daumen, dass es aufwärts geht…!

Hier das Rezept zum traditionellen Abschiedsessen mit den Nachbarn, alles, was ein deutsch- italienischer Kühlschrank so hergeben kann. Warum „pane tedesco“? Das toskanische Brot wird meist aus Weizenmehl, Wasser und Olivenöl gemacht. Den Brotkranz backe ich mit Vollkornmehl, Salz, etwas Buchweizenmehl, etwas Zucker und Olivenöl. Und das ist in der Toskana schon „deutsche Art“.

Il pane tedesco‘, das nachhaltige Kühlschrank-Aufräum-Rezept:

Gefüllter Brotkranz

Brotteig
1 kg Mehl
6,25 dl lauwarmes Wasser
30 g frische Hefe oder 3 Päckchen (
2 gestrichene EL Meersalz
Mehl zum Bestäuben

In einer grossen Schüssel mit einem Teil vom lauwarmen Wasser die Hefe und den Zucker auflösen. Mehl und Salz beigeben, restliches Wasser dazugiessen. Mit einem Handrührgerät (Knethacken) zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Von Hand noch 1 bis 2 Minuten nachkneten. Zugedeckt bei Raumtemperatur 1 Stunde aufs Doppelte aufgehen lassen.

Füllung
1 Handvoll geschnittene Salamireste
1 Handvoll geschnittene Schinken oder Speckreste
8 grosse Eier, hartgekocht und geschält (kann, muss nicht)
400 g Käse, irgendwelche Reste, die verbraucht werden müssen, etwas Mozzarella geht auch
1 Bund frisches Basilikum oder Rucola
250 g gemischtes vorgegartes oder getrocknetes Gemüse (getrock. Tomaten, geschmorrte Zucchini, Oliven, Auberginen, Karotten uvm.) Salz, Pfeffer und Olivenöl

Den Teig mit Mehl bestäuben und zu einem ungefähr 1 m langen, 20cm breiten und etwa 1 cm dicken Rechteck auswallen. Über die gesamte Länge des Brotteigstreifens die Füllung legen. Ränder ca. 5 cm freilassen. Mit Olivenöl beträufeln, vorsichtig salzen und pfeffern. Den Teig von beiden Längsseiten über die Füllung klappen. Die beiden Enden zu einem Kranz formen. Auf ein mit Backtrennpapier belegtes Backblech legen, nochmals 15 Minuten ruhen lassen, mit Mehl bestäuben und im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad etwa 40 Minuten goldbraun backen. Auskühlen lassen.

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Der Geschmack von Sommer oder Hummus leicht gemacht!

Deutschland hat heute vielerorts den ersten Schnee gemeldet und ich, ich habe darauf (noch) keine Lust. Eher bin ich ein Sommerkind und benötige mindestens 20 Grad Betriebstemperatur.

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Also gut, ich habe wieder mehr Kerzen als sonst aufgestellt und das Eisfach beinhaltet nicht mehr so viele Eiswürfel wie vorher. Der Wasserkocher hat seinen festen Platz wieder auf der Küchenanrichte und Zitrone reiht sich neben Ingwer für einen heißen Tee ein.

Neben den Eintöpfen, den rustikalen Gerichten, die lange schmoren und dabei einen wunderbaren Geruch in der Wohnung hinterlassen, koche ich mich aber sehr, sehr gerne wieder in den Sommer zurück. Am liebsten ganz weit weg, um möglichst keinen imaginären Hagelschauer auf Ibiza abzubekommen.

Heute geht es in den Orient – nach Ägypten, in den Iran oder nach Saudi-Arabien. Daher kommt der Ursprung von Hummus, dem Kichererbsenbrei. Ich liebe diese sämige, sehr mächtige Creme, die mit kleingehacktem Petersiliensalat (Tabouleh) eine sehr leckere Mahlzeit ergibt.

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Hummus 

1 großes Glas Kichererbsen
3/4 Tasse Sesampaste (Tahin)
Saft einer Zitrone
60 ml Olivenöl

1 Bund glatte Petersilie                                                                                                                                evtl. 1  Knoblauchzehe, gepresst

2 EL Wasser

1/2 EL Salz
Paprikapulver, edelsüß
Kreuzkümmel                                                                                                          Olivenöl

Kichererbsen über einem Sieb abspülen und abtropfen lassen. In einer Schüssel das Tahin, den Zitronensaft, Öl, evtl. Knoblauch, 2 EL Wasser und Salz in die Küchenmaschine geben und laufen lassen, bis ein glattes Püree entstanden ist. Den halben Bund gewaschene und von holzigen Stielen beseitige Petersilie hinzugeben und nochmals pürieren.
Die Paste in einer Schüssel anrichten und in einer Vertiefung in der Mitte etwas Olivenöl geben. Mit Paprika und etwas glatter Petersilie bestreuen als Dip oder Aufstrich servieren. Dazu wird ganz dünnes arabisches Brot gereicht.
Die Paste hält sich ein paar Tage abgedeckt im Kühlschrank.

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Tabouleh (Petersiliensalat)

90 g Bulgur
2 große Tomate(n)
1 Bund Frühlingszwiebel(n)
1 Bund Petersilie
2 Zitrone(n)
5 EL Olivenöl
Salz und Pfeffer
Zucker, je nach Geschmack
Frische Minze und Koriander
Zitronenessig

Zitronen auspressen. Bulgur in etwa 0,5 Liter lauwarmem, gesalzenen Wasser ca. 10 Minuten einweichen und dann mit der Hand ausdrücken, so dass er relativ trocken ist. Tomaten, Frühlingszwiebeln und Petersilie, etwas Minze und Koriander fein schneiden. Alles mit Öl, Zitronensaft, etwas Essig, Salz und Pfeffer (Zucker) vermischen. 15 Minuten ziehen lassen.

 

Eignet sich hervorragend für die Bewirtung von Büromeetings über Mittag. Erfahrungsgemäß. Bei Schneegraupel und trockenen Themen. Das weiß ich. Bestimmt

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Aprikosen-Koriander-Chutney oder das Reisen der Anderen

Besonders schön ist es, wenn man den Reiseberichten anderer zuhören kann. Jeder reist anders, nimmt Eindrücke komplett anders auf. Bemerkt Gerüche anders, nimmt andere Geschmäcker mit.

So geschehen am letzten Wochenende. Auf dem Geburtstag einer sehr lieben Weggefährtin durften wir alle von den Köstlichkeiten der letzten Reisen probieren.

Unter anderem hat sie das Rezept für ein Aprikosen-Koriander-Chutney aus Frankreich mitgebracht. Und da Koriander nicht typisch für Frankreich ist, hat das Rezept ein holländisches Paar dort etabliert, die eine Auberge in Frankreich leiten.

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Gereicht mit würzigem Weichkäse und ein paar Kräckern, wäre das nur allein schon ein Festmahl für mich gewesen. Dazu gab es aber noch karamellisierte Tomaten, Couscous-Salat, leckere Dips und Wraps. Ein feines Buffet mit einem Dessert aus griechischem Joghurt, Honig und Walnüssen. Sehr lecker und Cross-Over. Lieben Dank, liebe Susi

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Meinen Liebling habe ich gleich als Rezept mitgebracht. Für das Chutney braucht man:

  • 1 Glas etwas festere Aprikosenmarmelade
  • 1 dickes Bund Koriander
  • 1 Bio-Zitrone oder 1 Limette (Zesten und Saft)
  • Walnüsse; Cashewkerne oder Mandeln zerstossen

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Zuerst die Limette/Zitrone heiss abwaschen, Zesten mit einem Schneider lösen oder vorsichtig mit einer Reibe abreiben, Saft auspressen.

Den Koriander gut abspülen und die Blätter abzupfen, einen Teil davon etwas hacken. Nun den Saft der Limite/Zitrone, die Zesten, die Marmelade, die Nüsse und den Koriander in ein verschließbares Gefäß geben und umrühren. Über Nacht stehen lassen und am nächsten Tag zu gerilltem Lammfleisch oder einer Käseauswahl servieren.

Gehört ab jetzt auf jede meiner Käseplatten dazu.

Guten Appetit!

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American memories oder der SoHo-Nusskuchen

Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich am Freitag ein tolles Gespräch über Amerika geführt habe. Wahrscheinlich liegt es daran, dass im Moment die Ernährung wieder Mode geworden ist. Wahrscheinlich liegt es an meinem Fernweh, was durch das hiesige Wetter nur verschlimmert wird. Wahrscheinlich liegt es aber auch an den schönen Erinnerungen, die mich mit NEW YORK in Verbindung bringe.

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Wenn die ältere Freundin für längere Zeit in die amerikanische Stadt der Tellerwäscherträume fährt, um da die ersten Erfahrungen mit Kindern anderer Familien zu machen, muss man erst mal schlucken. Sich wundern, über den Mut, sich in jungen Jahren so weit weg von der Familie zu entfernen und zu wissen, dass so schnell keiner da ist, der einen mal eben von der Bushaltestelle abholen kann, wenn man den letzten Bus verpasst hat.

Dann kommt natürlich auch ein bißchen Wehmut auf, weil man sich so lange trennen muß. Skype, WhatsApp und Facebook waren damals noch nicht en vogue. Man musste Telefonate noch ankündigen lassen, wenn der andere die Kosten übernahm, konnte man ganz kurz „Hallo“ sagen.

Und dann kommen die Ideen: die Ideen mit daheim bleibenden Freundinnen, denen es genauso geht. Warum nicht mal eben die Freundin dort besuchen? Schluck, weil kaum Geld, erst 17 und noch nicht die Eltern gefragt.

Aus einer Idee wird Realität. Geld wird gespart, in einer Druckerei mit harter Fließbandarbeit verdient. Die Mutter unruhig, aber etwas beruhigt, weil die Freundin älter ist und selber Schülerin einer eigenen Sportklasse war. Man kennt sich.

Visum eingeholt, eine kleine Tasche gepackt und in einen größeren Koffer verstaut und auf den 11 Stunden-Flug mit Ice-Cream begeben. Herje.

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Angekommen mit Jet-Leg, ernster Einreisebefragung durch den „netten“ Beamten auf amerikanischen Boden. Ein Yellow Cab Richtung Long Island besetzt. Angekommen an einem kleinen American Holzhaus, einem B&B von einem älteren Herrn betrieben.

Bettwäsche und Handtücher in einem Zustand angetroffen, naja, das war kurz am Wasser vorbeigelaufen. Aber es gab weltbestes Frühstück mit Pancakes, Honigmelone, Sandwiches und Kuchen….

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Kuchen, jaaa. Die richten Coffey-Bars habe ich vor 24 Jahren in New York kennen gelernt. Dort, wo man schon Karotten oder Bananen mitgebacken hat, wo Schokolade noch und nachher verwendet worden ist. Nüsse ohne Ende Bestandteil waren und die Kuchen, sweet, fluffy und unendlich gut nach Freiheit, Abenteuer und Lebenslust schmeckten.

Das Rezept hier kommt dem Geschmack sehr nahe.

American White Chocolate Nut (SoHo-Nusskuchen)

Zutaten für eine Königskuchenform:
250 g  Butter
180 g Zucker
4 Eier
250 g Mehl
200 g Mandeln, gem.
50 g Mandelstifte
50 g weiße Schokolade grob gehackt
1/2 Tüte Backpulver
1 TL Zimt
1 Pck. Kuvertüre, weiße Vollmilch

Zubereitung:
Butter, Zucker und die Eier schaumig schlagen. Dann das gesiebte Mehl, Backpulver, weiße Schokolade, den Zimt und die Nüsse dazugeben. Königsform mit Fett ausreiben und den Teig hineinfüllen. Ofen auf 165 Grad vorheizen und auf der mittleren Schiene ca 55 Minuten backen. Die Kuvertüre auflösen, in einen Gefrierbeutel füllen, Miniecke abschneiden und den abgekühlten Kuchen damit begießen.

Vielleicht bald mal wieder die Erinnerungen auffrischen? Dafür muss ich aber erst wieder einen Job in der Druckerei annehmen…

 

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Mels Marmorkuchen oder jugendfrei ist anders!

Meine Tochter liebt Marmorkuchen über alles! Und wer sie kennt, weiß, dass Essen nicht gerade auf ihrer Interessenskala ganz oben liegt, es sei denn, Schokolade spielt eine Rolle. Nun liebt sie nicht Marmorkuchen generell, nein, er muss von einer ganz bestimmten Person gebacken werden. Keine anderer Bäcker bekommt den Marmorkuchen so saftig und ausgewogen hin, wie sie. Unsere Nachbarin.

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Oft habe ich sie nach ihren Kniffen gefragt, nach der geheimen Zutat, die diesen Kuchen zu diesem besonderen machen. Keine Chance, ich kann die Zutaten abwiegen, die Eier und die Butter vorher auf Zimmertemperatur bringen, das Mehl sieben, die Schokolade von Hand schaben, dem Teig vorsingen (oder besser auch nicht), schimpfen, gute Laune beim Zubereiten haben, schlechte Stimmung haben, in Eile oder die Ruhe selbst sein. Er mag mir nicht so gelingen, wie Hannes Kuchen.

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Also ist Hannes Marmorkuchen für C. genau das, was Tante Giselas Apfelpfannkuchen für mich waren (und sind). Der Geschmack nach einem besonderen und außergewöhnlichen Moment der Kindheit, an den wir uns immer erinnern.

Jetzt ist C. mal außer Haus und ein kleiner Besuch steht an. Besuch von meiner Großcousine und dem weltbesten Grafiker, die sich ab und an mal aus dem Hessenland auf den Weg in die alte Heimat machen. Der weltbeste Grafiker hat noch etwas „gut“ bei mir. Eine typische Hau-Ruck-Idee von mir, die er wieder mal mit katastrophalen Vorgaben von mir, in wirklich sehenswerter  Weise umgesetzt hat. Das Ergebnis darf jeder sehen, der auch die berufliche Seite von Mel kennen lernen möchte. Anfragen gerne jetzt! Danke dafür, Sepp.

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Jetzt war ich nicht gut vorbereitet und hatte keine Zutaten für einen American-Sweet-Schmandkuchen-nach-seiner-Mutter-Kuchen da und habe einfach Hannes Marmorkuchen nach Melsbonheur-Facon gebacken. Natürlich ist er wieder nicht Hanne-like geworden aber dafür halt anders. Für Kinder eher ungeeignet, den richtig saftig wird der Kuchen erst, wenn man ihn nach dem Backen in der Form mit 2 Teelöffeln Grand Marnier zusätzlich beträufelt.

 Mels Marmorkuchen mit Grand Marnier

160 g Butter
180 g Zucker
1 TL, gestr. Vanille (Bourbon Vanille), gemahlen
4 Eier
4 EL Grand Marnier
220 g Mehl
40 g Speisestärke
1 TL Backpulver
Puderzucker
Backkakao
Fett für die Form

Zubereitung:
Die Eier, Butter, Zucker und Vanille schaumig schlagen. Den Grand Marnier zufügen. Mehl, Stärke und Backpulver mischen, durchsieben. Alles in die Rührschüssel geben und vorsichtig unterheben.

2/3 des Teigs in eine gut eingefettete Guglform geben. Dem restlichen Teig circa 2 Suppenlöffel Backkakao zufügen und mischen. Über den hellen Teig in der Form geben und mit einer Gabel zarte Kreise ziehen. Bei circa 175 Grad circa 40 Minuten backen. Nach dem Backen die Form etwa 10 Minuten erkalten lassen, dann vorsichtig stürzen.

Wenn die Kuchen etwas ausgekühlt hat, vor dem Servieren mit Puderzucker bestreuen oder wer mag, mit Zarbitterschokolade dünn überziehen.

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Guten Appetit und ich hoffe, Sepp hat das hier noch nicht gelesen…

Frohe und vor allem friedliche Ostern.

 

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Wider der Schreibblockade oder ein Linsengericht!

 

Melsbonheur_linsen3Brainfood ist total „in“, sagen sie. „Healthy“ muss es sein. „Superfood“ ist angesagt und „clear eating“ ist ein Muss. Nach Tagen des Dauerregens und ohne Sonnenlicht brauche ich ein paar Vitamine. Da bin ich auch total konservativ und „old school“ und schneide Rohkost in Streifen.

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Hülsenfrüchte habe ich erst sehr spät für mich entdeckt, damit meine ich wirklich Bohnen, Linsen und Erbsen. Heutzutage versuche ich, immer mal auf Fleisch zu verzichten und da kommen mir die eiweißhaltigen Minipowerpakete genau recht.

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Zurück zu meinen Gemüsestäbchen, die allerdings ein paar Fette benötigen, damit zum Beispiel die Möhrchen meine Augen noch leistungsfähiger machen können (falls Hopfen und Malz noch nicht auf der Lebenslinie verschwunden sind).

Angelehnt an die marokkanische Küche hier das Rezept für den

Linsen-Minz-Dip (reicht mit Gemüsesschnitzern für circa 2 Personen):

50 gr rote Linsen, halbe Zwiebel, 1 halbe Zehe Knoblauch, Olivenöl, 150 ml Gemüsebrühe

Kreuzkümmel, Pfeffer, Salz, Pfefferminze, Petersilie

50 gr. weicher Schafskäse, 10%-Joghurt oder etwas Crème fraiche, Abrieb und Saft einer Limette

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Zwiebel und Knoblauch hacken und in einen Topf mit etwas erhitztem Olivenöl geben. Glasig schmoren lassen. Die roten Linsen dazu geben und leicht anrösten lassen. Einen halben Teelöffel Kreuzkümmel dazu und mit der Gemüsebrühe ablöschen. Mit geschlossenem Deckel bei mittlerer Temperatur 10 Minuten köcheln lassen.

Den Schafskäse dazu geben und alles pürieren, Creme Fraiche dazu, falls die Konsistenz zu fest ist. 5 Minzblätter und 5 Stängel Petersilie dazu geben, ebenso Limonenabrieb und den Saft. Mit Salz, Pfeffer und Kreuzkümmel abschmecken.

Dazu Möhren, Kohlrabi, Paprika, Fenchel und was auch immer in der Gemüseschublade schlummert in Streifen schneiden und servieren.

Ich hoffe es schmeckt und welch ein Wunder, ich kann jetzt auch wieder schreiben!

Guten Appetit!

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Heidelbeertartelettes oder Erinnerungen an die Ferien!

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Na? Habt ihr noch Erinnerungen an die Sommerferien? An die Zeit mit euren Eltern oder mit Kindern oder ganz allein?

Meine Erinnerungen sind noch ziemlich präsent. Und wieder ist meine Nase schuld. Meine Nase sehnt sich heute nach dem Geruch des Sommers. Und ich muss gestehen, ich bin ein halbes Lehrerkind. Und damit einen zwinkernden Gruß an eine treue Leserin, meine Ma.

Sportlehrerin außer Dienst, reiselustig, aktiv, versehen mit der positivsten ansteckendsten Lache, die ich kenne. Und durch und durch Pädagogin mit einer Seelenruhe, die meistens im Hessenland wieder für den Alltag in den Ferien aufgefüllt wurde. Wir hatten eine kleine Ferienwohnung gemietet in der Nähe von Poppenhausen (bitte keine Lacher an dieser Stelle). Im Obergackenhof (Beherrschung, bitteschön), mit einer grandiosen Aussicht auf einen großen Tannenwald und viele Wiesen.

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Wer schon mal auf der Wasserkuppe war, weiß, wie Flora und Fauna dort ticken. Wir Kinder hatten die schönsten Ferien dort. Bewegungsgehemmte, sauerstoffverarmte und großstadt-verödete Schulkinder fühlen sich umgeben von Bauernhöfen und Blaubeerwiesen nämlich sehr wohl. Jawoll. Und machen dort Erfahrungen, die kein Stadtpädagoge der Welt unterrichten kann.

Kühe eintreiben mit dem Zweifingerpfiff, zum Beispiel. Bei der Treibjagd besonders laut sein, aus Versehen, versteht sich. Im Süßkirschenbaum ein Mittagsschläfchen machen und…auf der Blaubeerwiese einen Tag zu verbringen.

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So bei uns. In den Ferien mussten es immer mindestens 2 Tage sein, die wir mit Schalen, Eimern und Decken in den Blaubeeren verbrachten. Natürlich haben wir mit der Hand gepflückt und nicht ausgekämmt, um alle Pflanzen zu erhalten. Zwischendurch musste man aufpassen, dass man mit dem Hintern nicht in einen Schafskürtel plumpste oder eine Blindschleiche an den Waden zwickte. Denn es war meistens irre heiß und man hat die Gummistiefel gerne ausgezogen. Als Belohnung gab es dann ein Bad im eiskalten, trüben aber gesunden Guckaisee und Blaubeerpfannekuchen zum Abendbrot.

Jetzt haben wir keinen Sommer, ich bin nicht in der Nähe von Fulda und die Blaubeeren wachsen noch nicht ansatzweise an der Wasserkuppe. Daher greife ich auf die Kulturheidelbeeren zurück, die man ohne schlechtes Gewissen mal zur Not verwenden kann.

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Blätterteigtartelettes mit Mascarpone und Heidelbeeren:

1 Rolle Blätterteig aus dem Kühlregal, Heidelbeeren, Mascarpone, Naturjoghurt, Milch, Vanillezucker, Zitrone und frische Minze, kleine Mürbeteigförmchen, Erbsen

Den Blätterteig mit Backpapier in Vierecke schneiden und die Förmchen damit ausfüllen. Die Mitte mit den Erbsen füllen. Backofen auf 200 Grad aufheizen, die Förmchen mit dem Teig und den Erbsen blindbacken (die Erbsen sorgen dafür, dass der Boden unten bleibt und nicht zu dunkel wird).

Ca. 2 große Esslöffel Mascarpone mit Joghurt glatt rühren, 1 Paket Vanille-Zucker dazu, etwas Zitronensaft und einen Schuss Milch. Minze sehr fein schneiden (ist in dieser Zeit sehr hart).

Die Erbsen aus den Tartelettes schöpfen (abkühlen lassen, kann man danach normal weiterverwenden), und 2 Löffel Creme einfüllen. Heidelbeeren garnieren und mit Minze bestreuen. Dazu ein Schluck Tee oder Kaffee und in Erinnerungen schwelgen. Kuss, Frau Mama!

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Möhrengemüse oder Soulfood à la „Omma Sofie“

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Es gibt Gerichte, die man in keinem Kochbuch findet, da man sie oft unterschätzt. Der Aufwand ist gering, die Zutaten preiswert und nunja, eher schlicht. Das Rezept hier gehört allerdings in jedes Kochbuch, wenn auch nur in das imaginäre Familienkochbuch.

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Meine Oma hatte einen Nutzgarten, der Trend geht ja mittlerweile wieder da hin, den Aufwand wollte unsere Generation aber nicht übertreiben und hat das Stück lieber mit gewaschenem Kiesel und schicker ungenutzter Sitzgarnitur bedeckt.

Oft habe ich sie im Garten abgefangen, als ich aus der Schule kam und sie im Kittel mit den Gartenschuhen auf den Holzbohlen stand und sich die erdigen Finger (nix Einmalhandschuhe) am Blumenmuster abgerieben hat, um mich zu empfangen. Oma hat für uns Kinder immer gekocht, da meine Eltern beide berufstätig waren.

Wenn es schnell gehen musste, gab es halt das, was der Garten hergab. Neben Frankfurter Grüner Sosse und Gemüsesuppe (anderes Thema) eben auch den Möhreneintopf. Jetzt im Winter haben wir die Kartoffeln auch aus dem „Kartoffel-Keller“ unter der Treppe geholt. Dort roch es erdig und ich mochte das Gefühl der trockenen Erde an den Händen auch nicht so, wenn ich die zum teil schon gekeimten Erdlinge aus der mit Zeitungspapier ausgelegten Weinkiste holen musste. Für das Ergebnis allerdings, hat sich das in jedem Fall gelohnt.

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Omma Sofies Möhrengemüse:

  • Kartoffeln (vorwiegend festkochend) , Möhren mit Grün
  • Milch, Butter
  • Salz, Pfeffer und Muskatnuss

Das Gemüse wurde geschrubbt, die Kartoffeln geschält und die Keimlinge mit dem „Hümmelchen“ herausgeschabt. Oma hatte sich währenddessen die Haare einigermaßen gelegt und die Finger geschrubbt, die allerdings immer die Spuren der Arbeit zeigten. Nun kam der Topf auf den weißen Herd. Hinein die Möhren- und Kartoffelstücke, Salz dazu, Deckel drauf und warten. In dieser Zeit das Grün der Möhren kräftig gewaschen und kleingehackt. Die Beringsche Faustregel für den perfekten Eintopf lautet: Pro Kartoffel eine Möhre, sollet es sich nicht um Mammutkartoffeln handeln.

Mit dem Hümmelchen wird in die Kartoffel gepikst, bei wenig Widerstand das Kochwasser bis auf einen kleinen Rest abgeschüttet. Wem die Stärke im Wasser nichts ausmacht, kann die Gemüsebrühe gleich in einer Brühe verwerten.

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Die Stücke leicht stampfen und oder mit einer Gabel zerkleinern. Etwas Milch zugeben, „gute“ Butter dazu, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen. Jetzt das Grün dazu. Leicht mitgegart, schmeckt das Grün wie Petersilie. Roh im Salat hat es Möhrengeschmack (ach was).

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Omma Sofie geistert heute besonders durch meinen Kopf. Leider sind die geerbten Schmuckstücke bei einem Einbruch geklaut worden. Durch kein Geld der Welt kann man sie ersetzen. Die größten Juwelen kann zum Glück niemand klauen, sie traben durch meinen Kopf und stehen zwischen den Zeilen.

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Und bald probiere ich den Splitterkuchen aus. Versprochen. Einige Rezepte stehen nämlich passenderweise im „Schichtbüchlein“. Dem Pott sei Dank.

Guten Hunger!

Selbstgemachte Schokotafel oder der geschmolzene Nikolaus

Jawohl, ich oute mich – Schokonikoläuse mag ich nicht so gerne essen. Es ist schwer, die Folie abzubekommen, da immer ein Minifussel an der dünnen Schoki kleben bleibt. Wie isst man diesen Mann, ohne Sauerei? Es bröckelt, schmiert an den Händen, Krümmel fallen auf die Beine und man darf erschrocken aufspringen und sich den Flecken auswaschen.

Ok, genug der Dramatik. Ich habe etwas Schokolade übrig gehabt, die ich in der Form nicht lecker fand. Schokolade muss immer hauchdünn und mundgerecht sein. Am liebsten mag ich Schokoladenbruch.melsbonheur_schoki3

Dazu einfach die Schokolade über dem Wasserbad schmelzen und dabei gut rühren. Zuerst die Zartbitter-Schokolade auf einem Backblech mit ausgelegtem Backpapier verteilen und glatt streichen. Danach etwas Vollmilch-Schokolade schmelzen und dünn darüber gießen.

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Nun belegen. Lavendelblüten, gestoßene Nüsse, Kokosflocken oder wie im Bild, unterschiedliche Körner darüber streuen. Auf sehr kühlen Untergrund, möglichst Stein, auskühlen lassen.Melsbonheur_schoki 4

Guten Appetit – Hohoho!

Lieber Besuch oder Erbsen-Minze-Kanapee

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Man bekommt Besuch von lieben Gästen, eigentlich nur für die Kaffeezeit, weil man sich so lange nicht gesehen hat. Und eigentlich hat man keine Zeit, weil man ja noch so viele andere Termine hat. Ist man aber erst mal da, wird die Zeit kurzweilig, weil man sich so lange nicht mehr gesehen hat, weil man so viele Termine hat. Und Schwups, spielt die Zeit keine Rolle.
Ihr sprecht bestimmt auch diese Einladungen zum Kaffee aus, von denen ihr wisst, es wird bestimmt wieder bis in den frühen Abend gequatscht.

Irgendwann nach Keks, Kuchen und Co. stellt sich der Appetit auf etwas Herzhaftes ein. Eine Sache, die schnell vorzubereiten geht, sind die kleinen Schnittchen mit Erbsenpüree.

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1 Paket dünnes Vollkornbrot auch Pumpernickel (gibt es als Kanapee schon vorgeschnitten oder man sticht sie selber in der gewünschten vor aus), 1 Paket Tiefkühlerbsen, 1/2 Bund frische Minze, 1 Becher Creme fraiche, 1 kleines Stück Parmesan, Salz, Pfeffer, 3 Radieschen und/oder 3 Scheiben Schinken

Melsbonheur_erbsenpu_003Die Erbsen nach Anleitung im gesalzenen Wasser garen. Etwas abkühlen lassen, mit Minze, 4 EL Creme fraiche und Parmesan pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Schinken braten bis knusprige Chips entstehen, auf einem Küchentuch trocknen lassen.

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Püree auf die Brotformen verteilen, mit Radieschenstreifen oder Schinkenchips garnieren.
Lässt sich wunderbar vorbereiten und das Erbsenpüree schmeckt übrigens als Beilage zu Lamm einfach himmlisch.

Guten Appetit